KI im Wissensmanagement – das ist nicht immer hilfreich

Ohne KI geht heute nichts. Und KI im Wissensmanagement ist wahrscheinlich gerade besonders gefragt. Es klingt auch fast zu schön um wahr zu sein: Die KI beschäftigt sich mit einem Inhalt und plötzlich hat eine Person dieses Wissen „auf der Platte“. Aber da klafft eine große Lücke.

Heute erzähl ich euch von einem Tool, das mir in meine Timeline gespült wurde. Dieses Tool, natürlich KI unterstützt, hat mir angeboten, aus einem Dokument, einem PDF, einem E-Book eine Mindmap zu erstellen. Ich hab mir das runtergeladen und hab tatsächlich eins meiner Dokumente, ein etwas längeres E-Book da reingeladen.

Funktion und Ergebnis

Und tatsächlich bekam ich dann eine Mindmap ausgespuckt. die in der Mitte den Hauptknoten, das Thema dieses E-Books hatte und davon abgehen dann son bisschen die Kapitel, die Unterthemen. Und das verästelte sich dann in mehrere kleinere Äste, in mehrere kleinere Ebenen, die stichwortartig sehr viele Ideen aus diesem E-Book dann beinhalteten oder irgendwelche Fakten, wenn ich irgendwelche Studien zitiert habe, wurden die da genannt oder auch eine ’n Stichwort zu ’ner Story, das ich in diesem E-Book erzählt hab. Also es war tatsächlich dann alles drin und es hat auch gar nicht so lange gedauert. Also das hat irgendwie etwas unter einer Minute gedauert und dann hat dieses Tool da die fünfundzwanzig Seiten in etwa mit Deckblatt, hat’s dann gelesen und hübsch aufbereitet, sah auch wirklich optisch richtig gut aus. Es war mit guten Farben gemacht und die Punkte ließen sich einklappen.

Dann war’s also nicht von Anfang an gleich sehr groß, sondern es war übersichtlich und man konnte einzelne Arme aufmachen. Und dann da diesen diesen Ästen folgen, musste also nicht gleich sich das große Ganze angucken, sondern konnte sich das son bisschen erobern. Allerdings muss ich sagen, in meinen Augen ist das nur weiterer und sehr, sehr hübsch gemachter Informationsmüll. Auch wenn das erst einmal so toll klingt, ich sehe tatsächlich da nicht den Sinn drin und ich möchte euch auch gerne erklären, warum. Ein Problem, mit dem wir heute immer wieder zu kämpfen haben, ist ja die Kompetenz Illusion.

Competence Illusion – ein großes Problem von KI im Wissensmanagement

Wenn Du diesen Podcast schon ein bisschen länger folgst, dann hast Du von der Kompetenz Illusion bestimmt schon gehört, denn die ist ja wirklich ein Problem, was immer wieder auftritt und was oft und lange so unsichtbar bleibt, dass wir das erst sehr spät erkennen und dann uns die Sachen noch einmal aneignen müssen, eben weil wir merken, nee, das hat beim ersten Mal nicht so funktioniert. Ich geh noch mal kurz drauf ein, was die Kompetenz Illusion denn ist. Es ist tatsächlich das, was der Name schon sagt, das ist die Illusion davon, dass wir irgendeine Kompetenz erworben haben. Wir glauben also, wir hätten etwas wirklich verstanden, haben wir aber nicht. Und weil es in einem Buch beispielsweise so schön aufbereitet ist, Wir folgen den Gedanken, wir folgen den Geschichten, den Methoden, die beschrieben sind und fühlen uns davon tatsächlich abgeholt.

Du kennst diesen Begriff sicher auch. Wir fühlen uns abgeholt und mitgenommen. Das ist der Punkt, an dem nicken wir häufig mit und können diesen Gedankengängen super folgen und denken dann, wir haben das wirklich verstanden. Wirklich sichtbar, dass dem nicht so ist, also wenn wir auf diese Kompetenz Illusion reingefallen sind, ist es erst dann sichtbar, wenn wir versuchen, diese Informationen weiterzugeben. Also das kann ja in in vielen Fällen passieren, wenn wir etwas darüber schreiben wollen, dann merken wir, oh, ich muss das noch mal nachlesen, ich muss da noch mal schauen und wir wissen gar nicht genau, was denn da so drin gewesen ist.

Ein Gefühl von Kompetenz

Nur dieses Gefühl, dieses vage Gefühl, wow, das war ’n guter Inhalt, da muss ich noch mal schauen. Und dann müssen wir im Grunde abschreiben, also per Copy und Paste geht das dann ganz gut. Wir können keine eigenen Worte finden, also können das nicht in unseren Worten beschreiben, das ist der nächste Punkt. Also weder schriftlich noch mündlich können wir, wenn wir also später jemandem davon erzählen wollen, das nicht mit eigenen Worten machen. Dabei verwenden an Wortmaterial, was wir selbst bekommen haben.

Wir können also weder eigene Umschreibungen finden, eigene Triggerpunkte finden. Wir können sie vielleicht noch nicht einmal wirklich benennen. Und wir müssen diese diese Worte benutzen, die wir schon vom Autor, von der Autorin bekommen haben. Das sind manchmal sogar ganze Absätze. Oft sind es nur so so kleine Punkte, die uns dann wieder berühren, weil wir sie in einem größeren Kontext aufgenommen haben.

KI-Wissen in der Mindmap ist emotionslos

Wenn wir dann aber von irgendeinem Wort oder von einer Wortgruppe, also irgendeinem Begriff, wie jetzt hier Kompetenz ist, wenn wir das nicht wirklich verstanden haben und sagen das zu jemandem anders, dann bewegt das bei dem überhaupt gar nichts. Und das ist eben der nächste Punkt, wir können so keine Emotionen wecken.

Wenn wir auf die Kompetenz Illusion reingefallen sind, dann sind wir emotional berührt. Wir finden einen Inhalt toll oder bewegenswert, speichernswert. Vielleicht auch, dass wir damit selbst mal etwas machen wollen, oh, das möcht ich mal bei meinem Team machen oder da möcht ich mal mit meinem Kunden irgendwie was in diese Richtung machen. Wir können aber nicht wirklich genau diese Information, diese diese Emotionen bei unserem Gegenüber auslösen. Wenn Du also in einem Buch etwas gelesen hast von einer tollen Methode zum Teambuilding, dann gehst Du zu deinem Kunden und sagst ihm, wir müssen das und das machen, denn das ist richtig gut, dann kannst Du ihm nicht erklären, warum. Du kannst in ihm nicht diese Begeisterung wecken, die Du hattest, als Du das gelesen hast.

Mindmap in Stichworten

Und genau da ist eben diese Kompetenzillusion an solchen Punkten oftmals sehr schwammig, aber doch sehr sichtbar. Und es wird halt nicht besser, wenn wir die Inhalte nicht durcharbeiten. Jetzt komm ich wieder auf dieses Tool zurück, dieses Mindmapping Tool, was mir aus dem ganzen E-Book eine große Mindmap erstellt hat. Wenn wir nur so etwas bekommen, dann haben wir noch nicht mal die Emotionen selbst richtig aufgenommen. Wir haben nur dieses trockene Wissen in Form von von Stichworten und die sind dann auch interpretierbar, denn wenn ich nicht das Große im Zusammenhang verstehen kann, sondern nur einzelne Stichworte über den Zaun geworfen kriege, dann ist der in vom Interpretationsspielraum auch einfach so groß.

Wenn ich also das nicht mal richtig für mich durchgearbeitet habe, wie kann ich denn dann glauben, dass ich damit irgendetwas mache, was andere Menschen begeistert? Es muss noch nicht mal die Methode sein, die ich dann bei meinem Kunden anführen will. Sondern es kann auch irgendein Häppchen sein, was ich im nächsten Content in ’nem Vortrag, in ’nem Buch beschreiben möchte. Ich kann es nicht, weil ich eben nicht selbst dieses Wissen für mich aufgenommen hab. Und da wird wieder mal sichtbar: wenn KI solchen Informationsmüll generiert, dann sehen wir wieder ohne menschliche Intelligenz geht’s nicht.

Fazit

Ich muss ja sagen: KI ja, unbedingt, ich mag ohne KI auch nicht mehr leben und finde wirklich toll, was uns da alles abgenommen werden kann. Ich sehe für mich die KI auch als einen Sparringspartner. Wir unterhalten uns, ich von meiner Seite gerne, die KI darf ich nicht so vermenschlichen, also wir unterhalten uns über irgendwelche Inhalte. Ich bekomme neue Ideen, ich bekomme neue Impulse, ich möchte mich von der KI unterstützen lassen.

Was ich nicht möchte, ist, mich von den Dingen abschneiden zu lassen. Und ich glaube, genau so was tun diese Tools und wahrscheinlich auch viele, viele andere noch. Deswegen meine Bitte, bleib neugierig, bleib zweifelnd und schau, dass Du dich unterstützen lässt. Aber lass dir nicht die ganze Arbeit abnehmen, denn ansonsten musst Du sie mehrfach machen.